Projektbericht Familienfreizeit 2019

Familienfreizeit zum Thema:  „Taub, Schwerhörig, CI? Ich bin ok, Du bist ok“  vom 05.10.2019 – 10.10.2019 in Ueckermünde im Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung

Am Anreisetag abends sind wir mit einer Vorstellungsrunde der Familien für ein erstes Kennenlernen gestartet. 53 Personen waren insgesamt angereist. Unterstützt wurden wir dabei von den Gebärdensprachdolmetschern, um die Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen zu gewährleisten. Zudem wurde für die schwerhörigen Teilnehmer die Funkanlage eingesetzt. Im Vordergrund des Projektes stand die Absicherung der barrierefreien Kommunikation. Es war die erste Möglichkeit durch Gespräche Erfahrungen auszutauschen oder auch gezielt  Probleme anzusprechen. Schön zu beobachten war, dass die Kinder schnell miteinander Kontakt aufnahmen und gemeinsam auf dem großen Gelände spielten.

Es gab täglich feste Angebote, wie 7.30 Uhr der Morgensport am Haff, die allabendliche Gutenachtgeschichte in Gebärdensprache, der Gebärdenkurs für Groß und Klein, die Spielstunden. Nach dem Frühstück wurden verschiedene Workshops und Aktionen angeboten.

Gespannt und freudig warteten alle auf den Samstagabend. Gemeinsam wurde der Teig für das Stockbrot geknetet und dann am Abend am Lagerfeuer gebacken.

Sonntag gab es für alle den Tierparkbesuch mit der Wolfsfütterung. Das war ein besonderes Ereignis. In diesem Rahmen wurden neue Gebärden gelernt und ausprobiert. Am Nachmittag begann der Workshop „Coda“, es wurde Pizza gebacken und Kommunikationsspiele ausprobiert.

Am Montag setzte sich der Workshop „Coda“ fort. Weiterhin wurde eine Pilzwanderung gemacht mit einer kleinen Pilzkunde und anschließendem Putzen, dann Garen im großen Topf über dem Lagerfeuer. Die Kinder waren über jeden gefundenen Pilz erfreut und staunten über die Vielfältigkeit und über die weiteren Schätze im Wald. Das war für alle ein schönes Erlebnis an der frischen Luft bei bestem Sonnenschein.

Am Dienstag waren im Angebot das Klettern an der Kletterwand für die Erwachsenen als auch für die Kinder. Parallel gab es Rudern und eine Exkursion auf der Uecker. Die Angebote gab es im Wechsel, so dass jeder teilnehmen konnte. Am späten Nachmittag wurde mit den Kindern das Abendbrot vorbereitet. Es wurde Pizzateig geknetet, der Belag geschnippelt und die Pizzen belegt. Gebacken wurden die Pizzen im großen Pizzaofen neben dem Lagerfeuer. Die Kinder waren mit Begeisterung dabei. Nach dem großen Pizzaessen gab es noch eine Überraschung: die Nachtwanderung im großen Gelände. Wir haben den Leuchtturm erobert und die Landschaft bei Nacht erkundet. Durch die Hörschädigung war das nochmal mehr eine Herausforderung für die Kinder. Eltern konnten erleben, wie sicher ihre Kinder sich bewegten bzw. wie vertrauensvoll sie sich führen ließen. Am Ziel angekommen, gab es warmen Apfelsaft mit Stutenbrot.

Am Mittwochvormittag haben wir das Gelände erobert, die Natur erkundet, Tiere beobachtet, Pflanzen gesammelt und bestimmt. Es gab einen Gebärdenkurs in der Natur. Die Kinder konnten das Haff erforschen, intensiv Geräusche wahrnehmen und aufmerksam nach Spuren von Tieren suchen. Aufgeregt erzählten die Kinder beim Kaffeetrinken von ihren frisch gewonnenen Eindrücken. Auch während der Wanderung unterstützten Gebärdensprachdolmetscher unsere Gespräche. Nach dem Mittagessen bauten wir eine Spielstation auf mit den verschiedensten Angeboten wie Dosenwerfen, Jonglieren, Stelzen gehen, blinde Raupe, Schwungtuch und Geschicklichkeitstraining mit ferngesteuerten Autos auf.

Einige Eltern trafen sich zum Gesprächskreis über Probleme des Alltags wie Kommunikation, Erziehung, Bildung, eben über Probleme, die das Leben  erschweren, und oft frustrierten und hilflos machen. Ein weiteres Thema war die Identitätsentwicklung der hörgeschädigten Kinder und Jugendlichen. Nach dem gemeinsamen Abendbrot wurden nonverbale Spiele ausprobiert und Gebärdensprache geübt.

Am Abschlusstag wurden nach dem Frühstück die gelernten Gebärden spielerisch angewendet und der Abschied vorbereitet. Es waren sehr informative, praktische und kommunikative Tage. Viele neue Erkenntnisse wurden gewonnen, Erfahrungen ausgetauscht und Freundschaften geknüpft. Die Ziele des Projektes wurden erfüllt!. Allen Kindern und Eltern hat es sehr gut gefallen und sie wünschen sich wieder eine solche Maßnahme.

Die Familienfreizeit war ein erfolgreiches und nachhaltiges Projekt.

Eltern, Angehörige und Kinder haben erfahren, dass trotz der erschwerten Lebenssituation das Leben lebenswert ist. Die hörgeschädigten Kinder und Jugendlichen haben freudig teilgenommen, konnten Ideen einbringen und umsetzen,, waren einfach dabei und mittendrin. Die Familien haben die Erfahrung gemacht, dass es für die Kinder wichtig ist, gemeinsame Erlebnisse zu schaffen und alternative Kommunikationsformen den Umgang miteinander entspannen. Für Eltern war es in diesem Rahmen leichter, andere Kommunikationswege auszuprobieren.

Es wurde das Gemeinschaftsgefühl gefördert und entwickelt. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Gehörlosenkultur, dem Erlernen der Gebärdensprache und dem Fingeralphabet sowie das Erleben von gehörlosen Eltern im Umgang mit ihren Kindern wurden Hemmschwellen und Vorurteile abgebaut. Der Workshop „Coda“ vermittelte viele Informationen, neue Erkenntnisse und vor allem praktische Hinweise für den Umgang mit diesen Kindern, die auch eine hörende Sozialisation in der hörenden Kultur benötigen.

Dieses Projekt  wurde vom 05.10. – 10.10.2019 in Ueckermünde im Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung durchgeführt. Das Zentrum liegt im Landkreis Vorpommern Greifswald. Das Projekt wurde durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V für die Landesmittel, durch die Barmer  GEK, die Firma Cochlear Deutschland GmbH & Co KG und der Gehörlosenseelsorge im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg gefördert.